Es ist eine Kunst, ein Theaterspiel locker leicht wirken zu lassen. Eine Kunst, die von den Kammerspielen Magdeburg meisterlich beherrscht wird. Auch das gehört zu den Gründen, warum sie mit ihrem Sommertheater „Olvenstedt probiert’s“ so erfolgreich sind. Die bereits 31. Folge hatte jetzt im Hof des Forum Gestaltung Premiere: An „Rusalka & Arielle“ versucht sich die fiktive Olvenstedter Theatergruppe, am historischen Stoff von Puschkins Drama über Andersens „Kleine Meerjungfrau“ bis zu Disneys moderner „Arielle“ in einem. Dabei strahlen die Darsteller eine Leichtigkeit aus, die nur wenigen gelingt. Eine Leichtigkeit, die gerade jetzt, nach der besonders schweren Lockdown-Zeit sowohl dem Publikum als auch spürbar den Schauspielern gut tut, was letztlich im Finale von Susanne Bard deutlich ausgesprochen wird – mit der Freude, endlich wieder spielen zu dürfen und gemeinsam einen schönen Abend zu erleben. Und der war nicht nur schön, er war brillant, erlösend und von berührender Kraft. Von Anfang an.
Mit Spielwitz und herrlichen Einfällen startet die Aufführung. Wenn auch eine Corona-Assoziation nicht neu ist, so erfolgt sie hier mit herrlich spielerischen Mitteln, ohne das Wort je zu nennen. Auf eine Weise, die vom Publikum mit befreiendem Lachen und amüsiertem Applaus bedacht wird. Jeder einzelne Mitwirkende wird bejubelnd empfangen. Die bekannten sowieso, voller Vorfreude, die noch weniger bekannten wie Samanta Hinz, für ein schwungvolles Entrée zu rockigen Rhythmen.
Die Aufführung wird zur koordinatorischen Herausforderung fürs Publikum, spielt sie doch auf vielerlei Ebenen. Am liebsten möchte man zeitgleich alles sehen und erleben können, was manchmal
nicht ganz einfach ist, wird die Spielfläche doch in allem Ausmaß genutzt und selbst Kleinigkeiten bis ins Detail amüsant umgesetzt. Während die Hauptaktion sichtbar im Mittelpunkt
stattfindet, versteckt sich Achim (Michael Günther) hinter einem Handtuch im linken Außenbereich und macht dort seine Faxen, und Kevin Schulz als „Pinsel“ lässt sich selbst vom Dunkel nicht
davon abhalten, seine „Möwe“ ununterbrochen über allem fliegen zu lassen. Kaum möchte man einzelne Höhepunkte nennen, da das Spiel zahnradmäßig ineinandergreift. Gleichzeitig hat jeder seine
speziellen Szenen. Die Gesangskraft von Susanne Bard, zum Glück erneut zu erleben, wird vom Publikum gefeiert. Auch Friederike Walter zeigt im Gesang ihre Stärke, die weit über ihre
Sprechrolle hinausgeht. Michael Magel alias Ente bringt seine humorvolle Seite gekonnt ein. Constantijn Röpke überzeugt mit seinem Spiel ebenso wie die „Ikonen“ Appel (Falko Graf) und Tacho
(Mike Manhartsberger). Eine erstaunliche Entwicklung im Laufe mehrerer Kammerspiel-Inszenierungen wird bei Luise Haberlah deutlich – bravo! Nicht unerwähnt bleiben soll Michael Ruchter, der
erneut als abgehoben-verliebter Regisseur überzeugt. Und letztlich zeigt sich Neuzugang Samanta Hinz nicht nur tänzerisch, aber da besonders, als passende Ergänzung. Ein großes Lob an Meyke
Schirmer für die Ausstattung und wundervolle Kostüme.
Zum Schlussapplaus gesellt sich der Gedanke von der Leichtigkeit des Seins, die hier bravourös unter der Regie von Oliver Breite umgesetzt wird. Theater im Heute. Für die Menschen hier.
Danke! B.
Ahlert